Von E.S. Tingatinga zur Kooperative

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E.S.TINGATINGA

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Aus der Sammlung
Tingatinga-Bilder von
Barbara Schmid-Heidenhain
und Gabriele Heidenreich

Die Tingatinga-Malerei wurde von Eduardo Saidi Tingatinga (1932-1972) begründet, der als Sohn armer Bauern der Makua-Ethnie im Süden Tansanias heranwuchs. Wie üblich hütete er die Rinder der Familie, besuchte aber auch vier Jahre eine Missionsschule. Nach zahlreichen Gelegenheitsarbeiten erhielt er schließlich in Dar es Salaam Anstellungen im Hause englischer Kolonialbeamter. 1968 gelang es ihm, eine Anstellung als „award attendant“ im staatlichen Muhimbili-Krankenhaus zu ergattern. In seiner Freizeit, auch um seinen bescheidenen Verdienst aufzubessern, begann er als Autodidakt – in Erinnerung an seine ländliche Heimat – mit dem Bilder-Malen: zunächst die wilden Tiere der Savanne, aber dann auch den Alltag im Dorf, die Praktiken der örtlichen Heiler und seine Vorstellung von Geistwesen.

portrait

© Jesper Kirknaes

Er benutzte Materialien, die für ihn erschwinglich waren: von ihm selbst quadratisch zugeschnittene Masonitplatten, mit denen die Zimmerdecken in den Häusern der Europäer verkleidet wurden, im Format 60 x 60 cm und Fahrradlackfarben. Die Bilder stellte er in Dar es Salaam bei den Morogoro Stores im Viertel Oyster Bay unter einem Baobab-Baum aus, um Passanten, vor allem Europäer, darauf aufmerksam zu machen.

Da er mit dem Verkauf seiner Bilder bald erfolgreich war, zogen nach und nach Familienangehörige und weiter entfernte Verwandte zu ihm nach Dar es Salaam, um zu assistieren und unter seiner Anleitung zu malen. Auf diese Weise entstand eine Art familiäres Produktionskollektiv, dem Mpata, Tedo, Ajabu und Amonde angehörten sowie die Freunde Adeusi und Linda – die erste Generation der Tingatinga-Maler.

Nach Tingatingas Tod im Jahr 1972 (er wurde irrtümlich während einer Polizeikontrolle erschossen) blieb die Malergruppe beisammen und erhielt Zulauf von Interesssierten, die bei den Malern der ersten Stunde in die Lehre gingen. Tingatingas Stil wurde weiterentwickelt, indem sie vielfach ornamentale oder andere dekorative Elemente einbezogen. Im Lauf der Zeit erweiterten sie die Palette der Motive auch um aktuelle gesellschaftliche Themen.

1977 schlossen sich die folgenden 16 Maler an ihrem Standort bei den Morogoro Stores zur „Tingatinga Partnership“ zusammen: Salum Mussa, Hashimu Mruta, Omari Amonde, Saidi Mohamed Chilamboni, Zabury Chimwanda, Hassani Kamale, Mwidadi Awazi, Rajabu Chiwaya, Abdul Mkura, Adeusi Mandu, Sky Issa, John Kainne, Rashid Mil(l)anzi, Abbas Wasia Mchisa, Japhary Nasombe, Philipo Milanzi. Mit Ausnahme von Adeusi und Amonde, die schon zur ersten Maler-Generation gehörten, und mit den neuen Mitgliedern Omary Adam, Jaffary Aussi, Damian Msagula und Charinda zählen diese Maler zur zweiten Generation der Tingatinga-Maler.

Aus der „Partnership“ entstand 1990 die bis heute bestehende „Tingatinga Arts Cooperative Society (TACS) Ltd.“.

Gegenwärtig arbeiten in der Genossenschaft in Dar es Salaam fast 100 Maler unter dem Label Tingatinga.

Im Lauf der Jahre haben viele Maler die Kooperative verlassen und arbeiten unabhängig in eigenen Gruppen in Dar es Salaam ( z.B. am Slipway-Einkaufszentrum, im Village Museum) oder anderswo in Tansania (z.B. in Arusha).

tingatinga Cooperative